Der Vorleser
- Niveau
- Niveau 4
- Jaar uitgave
- 1995
- Uitgeverij
- Diogenes
- Plaats
- Zürich
- Aantal pagina's
- 206
- Genre
-
- Ideen-Roman
- Tags
-
- Recht und Gerechtigkeit
- Taalniveau
- B2
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Over de auteur
Bernhard Schlink (*1944) ist seit 1992 Professor für öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Bereits 1987 legte der Jurist jedoch mit Selbs Justiz, einem Kriminalroman und dem Auftakt der erfolgreichen Selb-Trilogie, seinen Debütroman vor. Inzwischen hat Schlink eine Reihe belletristischer Werke veröffentlicht, von denen der 1995 erschienene Roman Der Vorleser zum internationalen Bestseller avancierte. Einen nicht unerhebliche Rolle hat dabei freilich die amerikanische Talkmasterin Oprah Winfrey gespielt, die den Vorleser in ihrem Buchclub besprochen hat und so in die bereite, internationale Öffentlichkeit getragen hat. In der Folge stand Der Vorleser auf dem ersten Platz der New York Times Bestseller Liste (als erstes deutsches Buch überhaupt) und wurde in über dreißig Sprachen übersetzt. Der Vorleser wurde mit verschiedenen Literaturpreisen ausgezeichnet und 2008 mit Kate Winslet, Ralph Fiennes und David Kross als deutsch-amerikanische Koproduktion verfilmt. Weitere belletristische Werke von Schlink sind, neben der bereits erwähnten SelbTrilogie, Die gordische Schleife (1988), Liebesfluchten (2000), Sommerlügen (2010) und Olga (2018).
Inhoud
Der Weltkrieg ist seit gut eineinhalb Jahrzehnten vorbei, die nationalsozialistischen Machthaber sind tot, hinter Gittern oder geflüchtet, die Trümmer sind aufgeräumt und das 'Dritte Reich' ist nur noch eine dunkle Erinnerung. Man richtet den Blick nach vorne und feiert das deutsche Wirtschaftswunder. Das ist die Welt des fünfzehnjährigen Michael, der ein ruhiges und sorgloses Leben führt. Zumindest bis er die zwanzig Jahre ältere Hanna trifft und die Liebe entdeckt. Dann ist Hanna jedoch eines Tages plötzlich verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie an einem Ort wieder, den er in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte. Michael, mittlerweile ein engagierter Jurastudent, nimmt als Prozessbeobachter an einem Kriegsverbrecherprozess teil. Ungläubig beobachtet Michael wie seine erste Liebe auf der Anklagebank sitzt und für ihre NS-Vergangenheit geradestehen muss…
Leesaanwijzingen
Der Roman ist einfach zu lesen, da die Sprache recht klar und deutlich ist. Du wirst aber dazu aufgefordert über einige schwierige Fragen nachzudenken: Was ist Schuld, was Unschuld? Gibt es so etwas wie eine Kollektivschuld? Wie geht eine Gemeinschaft mit einem begangenen Unrecht um? Ist es Unrecht, wenn man nach Regeln und Gesetzen handelt? Und, wenn ja, wie geht man nachträglich damit um? Die Mitte des Buches, in der der Erzähler den Prozess beschreibt und sich mit Hannas Vergangenheit auseinandersetzt, wirst du vielleicht als etwas schwieriger zu lesen wahrnehmen, allerdings werden sich dir hier auch die interessantesten Fragen stellen.
Om over na te denken
Neben den schon erwähnten Fragen, mit denen sich Der Vorleser auseinandersetzt, solltest du auch darüber nachdenken, welches Bild der Roman von der deutschen Vergangenheitsbewältigung entwirft. Wie nimmst du sie wahr? Kann Vergangenheit überhaupt bewältigt werden? Und wie beurteilst du den deutschen Umgang mit der Vergangenheit im Vergleich mit dem niederländischen? Wo sind Parallelen und wo Unterschiede?
Waardering
"Ik vond het een leuk boek, erg apart en vernieuwend. Het verhaal speelt enkele tientallen jaren geleden, maar is ook voor deze tijd erg relevant. […] Ondanks dat het boek in het Duits geschreven is, is het voor (bijna) iedereen goed te lezen. De personages zijn zo beschreven dat je je prima kunt inleven." (Esther, 6 vwo, www.scholieren.com , 1.11.2011)
"Dieses Buch ist ideal für den Schüler von heute: Halbwegs interessant und einfach zu lesen! […] Am Anfang hat der Leser das Problem, dass Bernhard Schlink mit Zeitsprüngen arbeitet, was das Einordnen der Geschichte in einen zeitlichen Rahmen sehr schwierig gestaltet. Erst im Nachhinein, was auch ein geschicktes Mittel ist und die Geschichte spannend gestaltet, kann man die Geschichte im Ganzen nachvollziehen. Unserer Meinung nach gestaltet Schlink die Spannung zwischen der 1. und 2. Generation, die er abstrakt in eine Liebesgeschichte verpackt, sehr interessant. Es ist ein wichtiges Buch, um das Geschehen des Krieges aufzuarbeiten und die sozialen Probleme der Nachkriegszeit zu verarbeiten." (www.mitte-news.de/vorleser.htm , 8.3.2012)
"Ik vond dit boek best leuk om te lezen. Het verhaal bestaat uit 3 delen, waarvan ik het tweede deel in het begin niet zo goed kon volgen. Achteraf heb ik met een uittreksel gekeken of het een beetje klopte wat ik eruit gehaald had, en dat bleek grotendeels wel goed te zijn." (Kaz, 5 vwo, www.scholieren.com , 1.11.2011)
Opmerkingen
2001 wurde Schlink zum Chevalier im Orden des Légion d'Honneur ernannt, 2002 erhielt er den Preis des German-British Forum für sein Gesamtwerk, 2003 erhielt er das Bundesverdienstkreuz für Der Vorleser.
Verfilmung: The Reader (2008) - mit Kate Winslet.
Leestips/meer weten
Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott (1937)
Siegfried Lenz: Deutschstunde (1968)
Nicol Ljubic: Meeresstille (2010)
Ferdinand von Schirach: Der Fall Collini (2011)
Samengesteld door
Britta C. JungAanbevolen
Opdrachten
Niveau 3 - Opdrachten
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N3/1 |
Niveau | 3 |
Studienlast | 1 |
Arbeitsform | individuell |
Fokus | Figurendarstellung |
Lernziele |
Charakterisierung von Hanna Schmitz |
Aufgabe |
Vom ersten Treffen an übt Hanna eine besondere Anziehungskraft
auf Michael aus. Untersuche deshalb die Figur 'Hanna Schmitz' näher
unter diesem Gesichtspunkt. |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N3/2 |
Niveau | 3 |
Studienlast | 1 |
Arbeitsform | Gruppenarbeit |
Fokus | Moral |
Lernziele |
Lesermeinungen austauschen |
Aufgabe |
In dieser Aufgabe werdet ihr den Einfluss von Michaels Beziehung
zu Hanna auf sein weiteres Leben unter die Lupe nehmen und
diskutieren. |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N3/3 |
Niveau | 3 |
Studienlast | 1 |
Arbeitsform | individuell |
Fokus | Moral |
Lernziele |
kreativer Schreibauftrag |
Aufgabe |
An einer Stelle fragt der Richter die Angeklagten, ob sie denn
nicht gewusst haben, dass sie Gefangene in den Tod schicken, wenn
sie diese selektieren. Hanna stellt dem Richter die Gegenfrage, was
er denn an ihrer Stelle getan hätte und bringt ihn damit in eine
schwierige Situation (S. 106-107). |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N3/4 |
Niveau | 3 |
Studienlast | 1,5 |
Arbeitsform | Gruppenarbeit |
Fokus | historischer Kontext |
Lernziele |
Erarbeiten des historischen Kontexts |
Aufgabe |
1. Sammelt im Internet Informationen zum Leben und zum
Lebensgefühl im Deutschland der 50er und 60er Jahre. Bildet kleine
Gruppen, die jeweils einem speziellen Thema nachgehen. Jede Gruppe
schreibt 5 bis 10 Schlagworte auf, die ihnen für die Zeit und das
jeweilige Thema aussagekräftig erscheinen. Mögliche Themen sind
etwa politische Entwicklungen, wirtschaftlicher Aufbau, kulturelles
Leben, Vergangenheitsbewältigung, Alltagsleben, etc. |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Niveau 4 - Opdrachten
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N4/1 |
Niveau | 4 |
Studienlast | 1 |
Arbeitsform | individuell |
Fokus | Genre |
Lernziele |
Reflexion des Genres |
Aufgabe |
Der Vorleser lässt sich verschiedenen literarischen
Genres zuordnen. Er lässt sich als Liebesroman, Ideen-Roman,
zeitgeschichtlicher Roman, psychologischer Roman, als
Gesellschaftsroman oder aber als Generationsroman
beschreiben. |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N4/2 |
Niveau | 4 |
Studienlast | 1 |
Arbeitsform | Gruppendiskussion |
Fokus | Moral |
Lernziele |
Reflexion von Geschlechterrollen |
Aufgabe |
Der Altersunterschied zwischen zwei Liebenden hat viel mit dem
Rollenbild von Frau und Mann in einer Gesellschaft zu tun. In
dieser Aufgabe werdet ihr euch darum einige Gedanken um
Geschlechterrollen und Alter machen. |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N4/3 |
Niveau | 4 |
Studienlast | 1,5 |
Arbeitsform | individuell |
Fokus | Komposition, Symbolfunktion |
Lernziele |
Analyse - Funktion des Traums |
Aufgabe |
Am Anfang des Vorlesers (S. 8-11) beschreibt der
Erzähler einen wiederkehrenden Traum, der ihn sein ganzes Leben
lang begleitet hat. Welche Funktion hat dieser Traum in dem Roman?
Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, nannte Träume den
"Königsweg zum Unterbewusstsein". Was sagt der Traum über das
Unterbewusstsein des Erzählers - seine Wünsche, Hoffnungen, Ängste
und Probleme - aus?
Beschreibe bei deiner Antwort nicht nur, wie sich der Erzähler
im Verlauf des Traumes fühlt, sondern berücksichtige dabei auch
das, was du bereits im ersten Teil dieser Aufgabe herausgefunden
hast! |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N4/4 |
Niveau | 4 |
Studienlast | 1,5 |
Arbeitsform | Zweiergruppe |
Fokus | Moral |
Lernziele |
Analyse und Reflexion der Schuld |
Aufgabe |
Schuld spielt eine wichtige Rolle im Roman. Sowohl Hannas als
auch Michaels Leben ist geprägt von der Frage, inwiefern sie bzw.
er sich schuldig gemacht hat. In diesem Auftrag setzt ihr euch
näher mit dieser Schuldfrage auseinander und diskutiert das Für und
Wider.
|
Erstellt von | Britta C. Jung |
Niveau 5 - Opdrachten
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N5/1 |
Niveau | 5 |
Studienlast | 1 |
Arbeitsform | individuell |
Fokus | Moral |
Lernziele |
kreativer Schreibauftrag |
Aufgabe |
An einer Stelle fragt der Richter die Angeklagten, ob sie denn
nicht gewusst haben, dass sie Gefangene in den Tod schicken, wenn
sie diese selektieren. Hanna stellt dem Richter die Gegenfrage, was
er denn an ihrer Stelle getan hätte und bringt ihn damit in eine
schwierige Situation (S. 106-107).
|
Literaire theorie |
Bei einem 'stream of consciousness' (engl. für Bewusstseinsstrom) versucht der Autor (also du) die Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle und Reflexionen einer Erzählfigur (hier des Richters) subjektiv so wiederzugeben, wie sie ins menschliche Bewusstsein fließen. Es werden nicht mehr nur die Bewusstseinsinhalte direkt und unmittelbar wiedergegeben, sondern auch noch deren (vermeintlich) assoziative, ungesteuerte und völlig freie Struktur sprachlich nachgebildet. Strukturierende Satzzeichen und Verben (sagte, dachte, grummelte, sah, etc.) fallen daher meinst weg. |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N5/2 |
Niveau | 5 |
Studienlast | 1,5 |
Arbeitsform | Zweiergruppe |
Fokus | Motiv |
Lernziele |
Analyse des Literaturmotivs |
Aufgabe |
Die Liebesbeziehung zwischen Michael und Hanna basiert auf einem festen Ritual: "Vorlesen, duschen, lieben und noch ein bißchen beieinanderliegen" (S. 43).
Tipp zur Recherche: |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N5/3 |
Niveau | 5 |
Studienlast | 1,5 |
Arbeitsform | individuell |
Fokus | literarische Wertung |
Lernziele |
Auseinandersetzung mit der bestehenden Literaturkritik |
Aufgabe |
Obwohl sich ein Großteil der Literaturkritiker lobend zum
Vorleser geäußert und - neben den stilistischen
Qualititäten - vor allem die originelle Art und Weise der
Vergangenheitsbewältigung hervorgehoben hat, haben andere
Geschichtsrevisionismus, Geschichtsverfälschung und
Holocaust-Verharmlosung kritisiert. Der Romancier Federic Raphael
etwa wirft Schlinks Vorleser eine "Form der Kollaboration
mit dem Bösen" und "bewusste Falschmünzerei" vor; der britische
Dichter und Philologe Jeremy Adler spricht gar von "kultureller
Pornographie".
|
Erstellt von | Britta C. Jung |
Buch | Schlink, Bernhard Der Vorleser |
Nummer | N5/4 |
Niveau | 5 |
Studienlast | 2-3 |
Arbeitsform | Gruppendiskussion |
Fokus | Thema |
Lernziele |
Kritische Reflexion des Begriffs der 'Kollektivschuld' und Ergründung des kulturhistorischen Hintergrunds des Romans |
Aufgabe |
Im Zusammenhang mit der Judenverfolgung ist in den vergangen
Jahrzehnten immer wieder der Begriff der 'kollektiven Schuld' bzw.
der 'Kollektivschuld' der Deutschen aufgetaucht. Besonders für die
so genannte zweite Generation, also die Kinder der Tätergeneration,
war die Frage von großer Bedeutung, inwieweit sie selbst - obwohl
erst gegen Ende des Zweiten Weltkriegs oder danach geboren - Schuld
auf sich geladen haben. In dieser Aufgabe werdet ihr den
Begriff 'Kollektivschuld' und seine Implikationen zunächst klären
und dann kritisch diskutieren. |
Erstellt von | Britta C. Jung |
Docenteninformatie
Inhalt
Ende der fünfziger Jahre ist der Nationalsozialismus in Deutschland in weite Ferne gerückt und die Deutschen blicken frohgemut der Zukunft entgegen. Das gilt auch für den fünfzehnjährigen Michael Berg. Als Michael eines Tages auf dem Schulweg geschwächt zusammenbricht und eine Frau mittleren Alters sich seiner annimmt, ahnt Michael noch nicht, dass diese Begegnung der Anfang einer Beziehung ist, die ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr loslassen wird. Zwischen Michael und Hanna entspinnt sich eine kurze, aber leidenschaftliche Liebesbeziehung, die den Jungen Schritt für Schritt dem Erwachsensein näherbringt. Die Beziehung endet jedoch abrupt als Hanna eines Tages spurlos verschwindet. Erst Jahre später sieht er sie an einem Ort wieder, den er in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte. Michael, der inzwischen Jura studiert, nimmt als Prozessbeobachter an einem Kriegsverbrecherprozess gegen ehemalige Wärterinnen eines Außenlagers von Auschwitz teil. Ungläubig beobachtet er wie seine erste Liebe auf der Anklagebank sitzt und für ihre NS-Vergangenheit geradestehen muss. Michael muss erkennen, dass der Nationalsozialismus gar nicht so fern ist wie er bisher immer geglaubt hatte.
Schwierigkeitsgrad
Literarisches Niveau: Der Erzählrahmen ist weitgehend linear strukturiert und leicht nachzuvollziehen. Obwohl es sich bei der Erzählung um eine Retrospektive des gealterten Ich-Erzählers handelt, finden sich nur selten Zeitsprünge oder Vorwegnahmen.
Der Roman ist in drei Teile unterteilt, wovon der Erste aufgrund des Alters des Protagonisten den Schülern wohl am Nächsten stehen wird. Die hier beschriebene jugendliche Erfahrungswelt dürfte den Schülern im gewissen Sinne vertraut sein, wenngleich die Realitäten der Nachkriegszeit auch nicht jedem direkt vor Augen stehen. Deutlich anspruchsvoller wird es im zweiten Teil, in dem der Erzähler - inzwischen Student - dem Kriegsverbrecherprozess beiwohnt. Hier müssen die Schüler bereit sein, die philosophischen, moralischen und juristischen Überlegungen des Erzählers zu reflektieren und sich ein eigenes Urteil zu bilden, da sich der Roman einer eindeutigen Schuldzuweisung verweigert. Der dritte und letzte Teil schildert im Zeitraffer die zwei Jahrzehnte nach dem Prozess und beschäftigt sich mit den seelischen Nachwirkungen der Beziehung. Auch hier müssen die Schüler ausgebreitete Gedankengänge reflektieren, wenngleich die Dichte auch weniger groß ist als im Zweiten Teil.
Der mit knapp 200 Seiten noch immer geringe Umfang des Buches erleichtert zwar den Verständnisprozess, die komplexen inhaltlichen Fragen des Romans führen aber zu einer Einordnung in Niveaustufe 4.
Sprachliches Niveau: Der Roman ist im Großen und Ganzen in einer äußerst präzisen und eindeutigen Sprache verfasst, wobei aber häufig auch Hypotaxen und Konjunktivkonstruktionen auftauchen. Die retrospektive Erzählsituation spiegelt sich deutlich in der verwendeten Sprache (v.a. im Vokabular) wider und kann in den Augen von heutigen Schülern leicht antiquiert wirken. Zudem greift der Erzähler auf juristisches und nationalsozialistisches Jargon zurück. Um die Erzählung ausreichend rezipieren zu können, ist daher als Niveaustufe mindestens B2 anzusetzen.
Dimensionen |
Indikatoren |
Hinweise zu komplizierenden Faktoren |
Allgemeine Voraussetzung (um den Text verstehen zu können) |
Bereitschaft |
Die Motivation den Vorleser zu lesen dürfte aufgrund seiner Thematik relativ hoch sein. Anders als viele andere Texte setzt sich dieser Roman nur indirekt mit der NS-Zeit auseinander, vielmehr wirft er einen Blick auf die Nachgeschichte dieser für Deutschland (und Europa) prägende Zeit und wirft viele allgemeine Fragen auf. Erleichtert wird der Einstieg in den Roman, dadurch dass der Erzähler im ersten Teil 15 Jahre alt und damit etwa im gleichem Alter der Schüler ist. |
Interessen |
Obwohl der Ich-Erzähler ein Junge/Mann ist, spricht Der Vorleser durch die introspektive Erzählweise auch Mädchen an. Geschichtlich und philosophisch interessierte Schüler wird dieses Buch besonders interessieren. |
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Allgemeinkenntnisse |
Historische Grundkenntnisse zum 'Dritten Reich' und der deutschen Nachkriegszeit sollten vorhanden sein. Detailwissen ist allerdings nicht notwendig, sofern die Schüler eine gewisse Neugier auf und Offenheit für ihnen unbekannte Lebenswelten besitzen und bereit sind über komplexere moralische, philosophische und juristische Fragen zu reflektieren. |
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Spezifische kulturelle und literarische Kenntnisse |
Die Erzählung rekurriert auf verschiedene Werke der Weltliteratur im Allgemeinen und unzählige Werke der deutschen Literaturgeschichte im Besonderen. Die Kenntnis dieser Werke bereichert ohne Zweifel die Lektüre und beleuchtet die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten näher. Allerdings ist eine Kenntnis der Werke nicht zwingend notwendig, um den Text verstehen zu können. |
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Fertigkeit bezüglich des Sprachgebrauchs und des literarischen Stils |
Vokabular |
Die Erzählung basiert auf einem fortgeschrittenen Vokabular, das durch die Generation und das soziale Umfeld des Erzählers (zweite Generation, akademisches Umfeld) geprägt ist. Allerdings bleiben die Beschreibungen und Gedanken des Erzählers auf einer realistisch-präzisen Ebene, wodurch der Text auch für Jugendliche weitgehend verständlich sein sollte. Eventuelle Lücken sollten sich im Großen und Ganzen aus dem Textzusammenhang füllen lassen. |
Satzkonstruktionen |
Schlink variiert in seinem Roman kurze, prägnante Sätze mit längeren, mehrzeiligen Schachtelsätzen. Die Sprache bleibt dabei jedoch stets präzise und verständlich. |
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Stil |
Wie erwähnt wird die Gedanken- und Gefühlswelt des Erzählers umfassend dargestellt. Metaphern und Sinnbilder werden dabei jedoch eher sparsam eingesetzt. Am markantesten ist wohl die Haus-Metapher zu Beginn er Erzählung. Bevor sich vor den Augen des Lesers die Beziehung zwischen Michael und Hanna entfaltet, wird mit der Beschreibung des Hauses, in dem Michael Hanna kennen- und lieben lernt, die Beziehung der beiden, v.a. Michaels zu Hanna, vorweg genommen. |
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Fertigkeit bezüglich der literarischen Verfahrensweise |
Handlungsdichte |
Die Dynamik der Handlung ist relativ schwach ausgeprägt, da vor allem die Auseinandersetzung mit der Gefühls- und Gedankenwelt des Ich-Erzählers, aber auch mit allgemeineren Fragen im Mittelpunkt steht. Spannungselemente sind kaum zu finden, wobei die Erzählung mit der Enthüllung von Hannas NS-Vergangenheit naturgemäß an Fahrt aufnimmt und der Beziehung zwischen Michael und Hanna eine neue Richtung gibt. |
Chronologie |
Der Roman umspannt die Jahre 1958 bis 1993, die teils ausführlicher, teils gerafft wiedergegeben werden. Das Geschehen wird weitestgehend chronologisch erzählt, wenngleich auch einige Vorausdeutungen eingestreut werden. Der Rückblick auf das Jahr 1944/45, in dem Hanna bei der SS war und als Wärterin in Auschwitz arbeitete, wird während des Prozesses im Rahmen von Zeugenaussagen und -Berichten retrospektiv erzählt und ist damit Teil der erzählten Gegenwart. Aufgrund der Chronologie dürfte sich also das Rahmengeschehen den Schülern als äußerst schlüssig darstellen. |
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Erzählstrang /-stränge |
Mehrere Erzählstränge oder verschieden Episodenhandlungen sind nicht zu feststellen. Die Erzählung konzentriert sich vollständig auf die Beziehung zwischen Michael und Hanna und auf die Zuspitzung der inneren Konflikte des Ich-Erzählers. |
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Perspektive (n) |
Die Schüler müssen sich in die Perspektive des Ich-Erzählers hineindenken, der seine Lebensgeschichte retrospektiv erzählt und den der Leser erst im Verlauf der Geschichte besser einzuschätzen lernt. Warum etwa ist sein Ton so melancholisch? |
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Bedeutung (sschichten) |
Schlinks Erzählung hat mehrere Bedeutungsebenen. Vordergründig geht es um die Liebesgeschichte zwischen einem jungen Mann und einer älteren Frau; eine Liebesgeschichte, die seine Initiation darstellt. |
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Fertigkeit bezüglich der literarischen Figurengestaltung |
Charaktere |
Äußerst tiefgründig charakterisiert wird der Ich-Erzähler, dessen Gefühle und Gedanken der Mittelpunkt des Romans sind. Wobei sich auch von Hanna, als Fokus von Michaels Gedanken und Gefühlen, ein relativ deutliches Bild abzeichnet. |
Zahl der Figuren |
Die Anzahl der tragenden Figuren beschränkt sich auf zwei, Michael und Hanna. |
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Verhältnisse |
Das Verhältnis zwischen Michael und Hanna ist das zentrale Thema des Romans, ebenso wie - in der Verlängerung gedacht - die auffallenden Nicht-Verhältnisse Michaels mit anderen Figuren (z.B. seine Ehefrau und Tochter) |
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Benutzte Quellen |
Bernhard Schlink (1997): Der Vorleser. Zürich: Diogenes. |
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Relevante Quellen |
S. Moraldo (2002): "Bernhard Schlink". KLG - Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur (70. Nlg.). |
Verarbeitung und Vertiefung
Schlinks Der Vorleser kann ohne Probleme auf verschiedenen Leseniveaus gelesen werden, wobei es auf jeden Fall zweckmäßig ist zunächst den historischen Rahmen der Erzählung (v.a. die 1950er und 1960er Jahre) abzustecken. Weiterhin ist es für Schüler mit einem niedrigeren Niveau und auch für den allgemeinen Einstieg sinnvoll eine deskriptive Analyse der Handlung anzufertigen, bei der explizit auch die Beziehung der beiden Protagonisten miteinbezogen wird. Für Schüler auf einem niedrigeren Leseniveau bietet es sich darüber hinaus an, eine Charakterisierung der beiden Protagonisten vorzunehmen. Dies sollte sie dabei unterstützen die Beziehung der beiden Figuren besser zu verstehen.
Als nächster Schritt könnten dann einige Kernfragen des Textes herausgearbeitet werden, um diese später entweder in der Gruppe oder aber in einem Schreibauftrag zu diskutieren. Leser auf einem niedrigeren Niveau bedürfen hierbei jedoch einer deutlichen Hilfestellung und sollten durch spezifische Fragen über Michaels Verhalten und Gefühle angeregt werden. Eine günstige Textstelle (freilich unter vielen anderen) befindet sich auf Seite 87 und 88.
Schüler mit einem höheren Leseniveau können auch aus dem Text heraustreten und anhand anderer Quellen ein genaueres Bild der 1960er Jahre in Deutschland (Studentenbewegung) zeichnen, um zu sehen, inwieweit es sich bei Michael um einen typischen Vertreter der zweiten Generation handelt. Wo stimmt er zu, wo widerspricht er der Haltung seiner Altersgenossen?
Je höher das Leseniveau der Schüler desto wichtiger ist es auch die Erzähltechnik Schlinks genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie werden die Leitmotive eingesetzt? Welche erzähltechnischen Konsequenzen hat die Erzählperspektive. Was sagt die Sprache über den Erzähler und seine Haltung gegenüber den Ereignissen in seinem bisherigen Leben? Auch unerfahrenere Leser (Niveau 3) können jedoch bereits dazu aufgefordert werden, sich Gedanken über einfache erzähltechnische Verfahren zu machen. Dies sollte dann aber auf einer eher kreativen Weise erfolgen. Vor allem die Erzählperspektive (und ein Wechsel derselbigen) bietet sich für einen Kreativaufgabe an. Beispielsweise könnten die Schüler eine kurze Gerichtszene (z.B. S. 106-108) entweder aus Hannas Perspektive bzw. aus der Perspektive eines anderen Prozessbeobachters schreiben.
Last, not least können Schüler mit einem höherem Leseniveau auch einen Blick über den medialen Tellerrand werfen und den Roman mit der gleichnamigen Verfilmung vergleichen. Ein solcher Vergleich würde die Auseinandersetzung mit den erzähltechnischen Verfahren weiter vertiefen und mediale Eigenheiten deutlich vor Augen führen.